Kathinka und Erik wollen früh aufbrechen um mir bei der Arbeit nicht im Weg zu sein. Vorher hetze ich noch schnell zum Baumarkt und besorge Material für den Frettchenkäfig. Als ich dann allein im Haus bin, bereite ich endlich die Mauer für den Durchbruch vor. Zunächst muss oben eine komplette Reihe Steine weg. Ich hoffe, meine Stützwände halten die Last aus. Der Grossteil der Steine lässt sich recht gut rauskloppen, nur hin und wieder ist ein hartnäckiger Kandidat dazwischen. Als ich oben einen breiten Durchgang über die gesamte Mauer erstellt habe, zeichne ich mit dem neuen Linienlaser die Stellen für die Säge an. Links und rechts soll vor dem Zertrümmern der Mauer jeweils eine einigermassen gerade Kante entstehen. Dafür hat mir mein Bruder seine neue Steinflex geliehen. Tatsächlich schneidet das Ding durch die Mauer als wäre sie aus Butter. Aber kurz nachdem ich den Schnitt gestartet habe, kann ich nichts mehr sehen. Das Ding produziert so einen feinen Staub, dass sich sämtliche Partikel wie Nebel durch die Luft bewegen. Obwohl das Steinmehl ist, denkt es garnicht daran sich zur Ruhe zu setzen, sondern wabert munter durchs gesamte Haus. Ich bin überrascht und schockiert. Kathinka wird mich töten. Überall im Haus steht Staubnebel in der Luft und überall schlägt sich eine feine Staubschicht nieder. Auf die Möbel, die Kleidung, die Küche, die Türen, die Lichtschalter, eben einfach überall. Und das nicht nur in unmittelbarer Nähe zur Wand sondern wirklich im gesamten Haus. Sogar im Obergeschoss finde ich eine feine graue Schicht auf dem Boden. Und hier waren alle Türen geschlosssen. Katastrophe! Ich bin kurz geschockt und überlege, ob ich sofort die Arbeit stoppen und mit dem Putzen starten soll. Aber das würde bedeuten, dass ich beim zweiten Schnitt nochmal Alles einsauen würde. Bevor ich den zweiten Schnitt aber machen kann, muss zunächst die halbe Mauer weg. Ansonsten hätte ich hier eine freistehende, tonnenschwere Wand mitten im Wohnzimmer, die beim kleinsten Windzug auf meine Familie kippen könnte. Ich beginne also mit dem Loskloppen der Steine. Und zum Glück geht das jetzt, wo oben keine Verbindung mehr besteht, recht gut. Zügig schlage ich Reihe um Reihe aus der Wand und türme draussen einen Haufen Ziegel auf. Der Schutt von Mörtel und Putz geht per Schaufel nach draussen. Bald ist die Wand diagonal abgebaut und ich kann den zweiten Schnitt machen. Ich weiss ja jetzt, was mich erwartet. Und nach ein paar Minuten ist die Staubschicht im gesamten Haus doppelt so dick. Was für ein Scheiss!
Ich rufe Kathinka an und empfehle ihr, heute nicht mehr nach hause zu kommen. Die Aufräumarbeiten hier werden mich die gesamte Nacht kosten. Als ich nach mehreren Stunden die Mauer bis auf Hüfthöhe abgebaut habe, beginne ich mit dem Aufräumen. Alle Steine raus, den Schutt raus und dann zumindest den Gang einmal grob gesaugt um das versiegelte Badezimmer wieder öffnen zu können. Mein Bad in der Wanne ist eher ein Schlammbad. Überall hat sich der feine Staub abgesetzt. Meine Haare lassen sich zu lustigen Formen kneten und modellieren.
Insgesamt ein produktiver aber dennoch niederschmetternder Tag. Genau sowas wollte ich eigentlich verhindern und hatte deshalb geplant, erst zwei Monate nach der Schlüsselübergabe einzuziehen. Aber leider haben sich die Formalitäten ja soweit hingezogen, dass es dazu nicht kam. Jetzt haben wir also den Salat. Na, was solls? Jetzt müssen wir da durch. Nur gut, dass wir oben noch nicht saniert und eingerichtet haben...