Die Küche

Bild des Benutzers florian

Heute wird die Badewanne eingeweiht. Eine kleine Pfütze warmes Wasser und Schaumbad und schon kann ich mich richtig waschen. Toll!
Die Klingel habe ich noch nicht einbauen können, ich warte also am Fenster auf meinen Versicherungsmakler. Der ist dann auch garnicht so schockiert über den Zustand des Hauses und freut sich für uns. Schon merkwürdig, dass er der erste Besuch in unserem Haus ist. Einige Dinge besprochen, kurze Führung durch das Gruselkabinett und dann geht er seiner Wege und ich meiner Arbeit nach.
Heute muss ich doch mal das freie Internet ausprobieren. Direkt am Bahnhof parke ich und beginne im beheizten Auto zu surfen. Tatsächlich ist es so einfach. Zugangscode per SMS anfordern und los gehts. In einer affenartigen Geschwindigkeit surfe ich durchs Netz, lade Dinge für meinen Job hoch und bestelle unseren Strom, Wasser und Müll. Ich lasse mir Angebote für unseren Glasfaseranschluss schicken und suche mir Telefonnummern vom Schornsteinfeger und Heizungsklempner. Wie geil! Ich sitze hier aufm Dorf und habe kostenfreies High-Speed-Internet. Davon kann sich Hamburg noch ne Scheibe abschneiden. Irgendwie funktioniert hier Alles. Es war scheinbar die richtige Entscheidung, hierher zu ziehen.
Ich mache einen kurzen Besuch im Dorf-Supermarkt und nach dem Essen widme ich mich der Klingel. Ich hatte tags zuvor den Klingeltrafo durchgemessen, allerdings liefert der nur 0,1 Volt Spannung. Ich habe also vorsorglich einen neuen Trafo und einen neuen Gong gekauft. Den neuen Trafo also installiert und siehe da, der liefert auch nur 0,1 Volt. Ist die Leitung defekt? Mal nachdenken. Klingeltrafo... - Achso! Der liefert ja Wechselstrom! Ich muss mein Messgerät also umschalten. Dann läuft es auch. Na, dann ist der alte Trafo wohl doch nicht defekt. Rückbau und tatsächlich läuft auch der alte Trafo einwandfrei. Die Dinge in diesem Haus sind nicht defekt, sie sind nur alt, schmutzig oder nicht angeschlossen. Abschliessend noch den Klingelknopf abmontiert, gereinigt, mit unserem Namen versehen und wieder eingebaut. Und tatsächlich haben wir jetzt eine funktionierende Klingel, die mit einem freundlichen "Ding-Dong" den Besuch ankündigt.
Zeit den Schornsteinfeger zu kontaktieren. Vielleicht kann der mir noch was zu meiner Heizung sagen. Ist ein hektischer aber netter Kerl. Auf einen Hausbesuch hat er keinen Bock. Er kommt sowieso im Frühjahr um unser Abgas zu messen. Dennoch beantwortet er mir geduldig meine Fragen. Zum Beispiel braucht er nicht zwingend einen Dachausstieg neben dem Schornstein. Wenn ich ihm unbedingt den Job erleichtern wolle, sollte ich einfach einen Haken für eine Leiter installieren. Klasse! Das spart mir gut 700 Euro für einen wärmegedämmten Dachausstieg. Ausserdem hält er meinen Freund das Ungetüm auch noch für gut mindestens die nächsten fünf Jahre. Klingt doch Alles prima!
Kathinka hat mittlerweile mit Makler und Vorbesitzerin sprechen können und natürlich ist das Grundstück voll erschlossen. Nur hat der Pragmatiker von Vorbesitzer die Rohre wohl irgendwie schnell und einfach unters Fundament verlegt, ohne einen zentralen Anschluss im Keller vorzusehen. Die Suche geht also weiter. Spätestens bei der Sanierung des Obergeschosses brauche ich ein Kanalrohr im Keller.
Zwischendurch bringe ich eine kleine Garderobe im Flur an.
Die nächste Aufgabe ist die Küche. Die sieht zwar mit ihrem Sonnengelb und wenig Siff recht brauchbar aus, allerdings hängen hier und dort Tapetenfetzen und irgendwie wirkt das Alles reichlich oll und verwohnt. So möchte ich hier nicht die nächsten Monate mein Frühstück einnehmen...
Alles abschrauben, alles abkleben. Die olle Dunstabzugshaube ist total versifft und fettig. Ich stecke das Ding lieber gleich in einen Müllsack, bevor ich es entsorge. Die Farbe hat teilweise Schwierigkeiten die 5 verschiedenen Tapeten samt Übergänge ordentlich zu verdecken. Aber wegen der Dunstabzugshaube ist zum Glück kaum Fett an der Wand. Nach ein paar Stunden habe ich also eine weiße Küche. Toll! Es ist eigentlich schon Bett-Zeit, aber so halb fertig kann die Küche ja nicht bleiben. Also erstmal den Herd demontieren. Der ist so gut wie neu, es schwimmt zwar etwas Fett unten drin, aber das ist mit Backofen-Spray bald Geschichte. Die Bleche und Gitter landen in der "Rondotella TE". Das ist das Ungeheuer von Geschirrspülmaschine, die fest installiert ist. Was soll schon schief gehen, im schlimmsten Fall ist das Ding kaputt. Aber wie ich das Haus mittlerweile kennen gelernt habe, sind die Dinge hier nicht kaputt, sondern nur alt oder schmutzig.
Krachend und zischend setzt sich das Monster in Bewegung und ich nutze die Zeit um die Fliesen zu wischen, den Herd zu putzen und den Fussboden zu wischen.
Das war ein anstrengender Tag. Ich habe mich ja mittlerweile mit meinem Heizungs-Ungetüm angefreundet und weiss jetzt wie ich das warme Wasser einstellen kann. Also ist jetzt ein Vollbad in meinem blitzblanken Badezimmer dran. Und noch während die Rondotella tanzt, weiche ich in einem Traum aus Schaum ein. Hinterher noch kurz den reparierten Lüfter angeworfen um den Dampf abzusaugen und schon ist ein weiteres Stück Arbeit geschafft. Warum hatte ich nochmal den Mut verloren? Hier ist doch Alles toll! Schlafenszeit.