Die Familie ist mal wieder weg. Heute soll endlich der Trägerbalken eingebaut werden. Der Leim hat gut gehalten und die Feinarbeit hat sich gelohnt. Der zweiteilige Balken sieht aus wie ein einziges Stück. Das Öl ist auch gut getrocknet und so kann ich den Balken jetzt einpassen. Zunächst müssen noch einige Reste des Mauerwerks weggekloppt werden. Die eine Seite wird in die Öffnung der Mauer gelegt. Da das aber die ursprüngliche Aussenmauer des Hauses war, ist die Wand hier zweischalig. So wird mein Mörtel hier ins Bodenlose fallen. Nach einigem Grübeln entwerfe ich einen Stopper aus Holz, den ich zunächst über den Balken in die schmale Lücke der Wand manövrieren muss. Dann wird eine Gewindestange so weit eingedreht, dass sich das Holz an der zweiten Wand abstützt und so mit Druck am Balken anliegt. Jetzt kann ich den Mörtel da gegen pressen ohne das da was in den Zwischenraum kleckert.
Auf der anderen Seite wird eine gewaltige Schraube in die Querwand versenkt die den Balken an Ort und Stelle hält.
Motiviert von meinen letzten Mörtelerfahrungen rühre ich fröhlich den Mauermatsch an und gehe frisch ans Werk. Aber genau hier überkommt mich so eine historische Erinnerung daran, warum ich mich immer vorm Mauern gedrückt habe. Der Mörtel landet nämlich überall, nur nicht da, wo ich ihn haben will. So ein Scheiss! Verzweifelt versuche ich, das Zeug irgendwie in die Ritzen und Spalten zu bekommen. Die Mauererkelle hilft mir da wenig. Am Ende schmiere ich den Matsch mit bloßen Händen in die Lücken. Es landet mehr Mörtel auf dem Boden, als dort, wo er hin gehört. Ich könnte Kotzen. Nach einigen Stunden gefummel ist dann doch irgendwie ein bisschen Mörtel am und unterm Balken. Bevor ich oben weitermache, lasse ich das Zeug erstmal trocknen. Ich bin länger damit beschäftigt, den runtergeblubberten Mörtel wegzuwischen, als mit der gesamten Vorbereitung des Einbaus. Na egal - das Ding ist drin und wird jetzt auch nicht mehr bewegt!
Abends kommen Frau und Kind zurück. Als Kathinka mein Werk sieht, fragt sie nur trocken, warum so etwas denn den ganzen Tag dauert. Ich bin kurz vorm Explodieren!
Nein, so etwas sollte wirklich nicht den ganzen Tag dauern, aber leider tut es das nunmal!!! Scheisse!